Welch ein Tag!

Trichordale Musik und Text von Daniel Oberegger – Lied für Alt, Piccolo- Flöte und Bass-Klarinette,

Auftragskomposition des ORF 1999, aufgeführt am 5. 10. 1999, Ensemble Nova unter der Leitung von Colin Mason

 

Welch ein Tag!

 

 

 

Ein Flugzeug stürzt ab, alle retten sich mit Fallschirmen.

 

Ein Bus hält.

 

Ein Zug fährt vorüber.

 

Marianne breitet die Milchstraße darüber.

 

 

 

Sie sind gekommen, haben ein kleines, wuscheliges Kind an der Hand genommen.

 

Fehlen sie immer noch? Die stille Meeresbucht, Karl, nur von re-gungslosen Krokodilen bedroht, die roten Liegestühle im Stil der Jahr-hundertwende, der fünfte Saturnenring unter den Augen, die dreiecki-gen Propeller, die grüngestrichenen Telegrafenmasten?

 

Was fehlt?

 

 

 

Hätten die Glockenblumen nicht wie wild geläutet, hätte er sie zu pflücken vergessen.

 

Er will Rosen liebkosen, Marianne küssen, sich von den Bienen ste-chen lassen. Aus tiefen Schächten steigt er ans Tageslicht, Telegramme unwillig von den Schultern schüttelnd.

 

Oder war es der Briefträger?

 

 

 

Ob der Gärtner noch schläft, fliegendurchsummt, bienendurch-brummt?

 

Blaues Zelt, Glockenfirmanent. Verwunderung der Gloxinien am Gartenzaun.

 

 

 

Wäre der Briefträger unter seiner Post erwacht, hätte er Glockenblu-men gebracht, hätte sie Marianne gegeben, die mit einer Tasse Tee und einem Sonnenstrahl in den Händen ganze Vormittage am Fenster ver-bringt.

 

 

 

Laubgeraschel unter der Türschwelle.

 

Die alte Mauer tönt.